Wer die onkologische Versorgung verbessern will, braucht viele gute Daten.

Gemäß Förderkriterium 4.01 des GKV-Spitzenverbandes vom 20.12.2013 ist die Initiierung und Begleitung regionaler Qualitäts­konferenzen eine Aufgabe der klinischen Krebsregister. In Niedersachsen wurde diese Aufgabe in § 3 Abs. 16 sowie § 18 GKKN verankert.

„Unser Ziel ist es, mit möglichst vielen Ärztinnen und Ärzten in Niedersachsen über die Daten des KKN ins Gespräch zu kommen und so einen Beitrag zur Verbesserung der Krebsbehandlung leisten zu können. Unsere regionalen Qualitätskonferenzen sind dafür ein guter Anfang.“

Dr. med. Tonia Brand, Ärztliche Leiterin des Registerbereichs im KKN

Was ist die Zielsetzung der regionalen Qualitäts­konferenzen?

Durch die regelmäßigen Konferenzen möchte das KKN die meldenden Leistungserbringenden in die Arbeit des KKN einbeziehen und langfristig zur Verbesserung der Versorgungsqualität beitragen. Ziel ist es, den Leistungserbringenden einer Region aggregierte Auswertungen auf Basis der uns vorliegenden, übermittelten Meldungen zu präsentieren. Die Ergebnisse möchten wir in einem kleinen und vertraulichen Rahmen diskutieren. Die Daten des KKN sollen zukünftig valide Aussagen über das Auftreten, die Versorgung sowie den Verlauf von Tumorerkrankungen ermöglichen.

Welche Daten werden präsentiert?

Für die regionalen Qualitäts­konferenzen werden die Meldungen einer Entität von allen Meldenden einer Region ausgewertet und für pseudonymisierte Einrichtungsvergleiche aufbereitet.

Der Fokus liegt zunächst auf der Darstellung der Datenqualität. Dieses beinhaltet Basisdaten, wie beispielsweise die Alters- und Geschlechtsverteilung sowie alle für einen Tumor relevanten Daten (z. B. Tumorformel nach TNM, Histologie). Zum einen möchten wir eine Übersicht über die Struktur der vorliegenden Meldungen geben, zum anderen Unterschiede im Meldeverhalten diskutieren.

Ein weiterer zentraler Bestandteil der Qualitäts­konferenzen sind die aktuell veröffentlichten leitlinienbasierten Qualitätsindikatoren. Die auswertbaren Indikatoren, die mittels des verwendeten onkologischen Basisdatensatzes der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT) und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland (GEKID) und seinen Modulen abbildbar sind, können Hinweise auf die Versorgungsqualität in Niedersachsen geben.

Für die Abstimmung eines einheitlichen Vorgehens bei der Berechnung der jeweiligen Qualitätsindikatoren der S3-Leitlinien steht das KKN über diverse Arbeitsgruppen in engem Austausch mit den Krebsregistern anderer Bundesländer. Bei der korrekten Interpretation der Indikatorergebnisse ist jedoch der gemeinsame Austausch mit den am Behandlungsprozess beteiligten Akteuren wichtig. Nur so können gezielte Maßnahmen und Strategien zur Verbesserung der Versorgung abgeleitet werden.

Zukünftige Auswertungen sollen verstärkt die Prozess- und Ergebnisqualität fokussieren. Daten der Ergebnisqualität können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausgewertet werden, da diese Auswertungen einen langen Beobachtungszeitraum erfordern.

In nachfolgenden Konferenzen sollen zudem Vergleiche zu den vorangegangenen Jahren hergestellt werden.

An wen richten sich die regionalen Qualitäts­konferenzen?

Die primäre Zielgruppe der Qualitäts­konferenzen sind alle meldenden niedergelassenen und stationär tätigen Ärztinnen/Ärzte in Niedersachsen, die Daten an das KKN übermitteln.

Welche Themen werden behandelt?

Bereits 2019 fand im Rahmen der gemeinsamen Jahrestagung von KKN und EKN eine erste Qualitätskonferenz statt. Mit dem kolorektalen Karzinom stand eine der häufigsten malignen Tumoren und die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern und Frauen in Deutschland im Mittelpunkt.

Das Thema der 3 regionalen Qualitäts­konferenzen im Jahr 2020 war das Prostatakarzinom, die häufigste Krebserkrankung und die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache bei Männern in Deutschland.

Im Frühjahr 2021 fanden drei regionalen Qualitäts­konferenzen zum Thema Mammakarzinom statt.

Für Herbst 2021 sind die nächsten Qualitätskonferenzen zum Thema Harnblasenkarzinom geplant.

In welche Regionen ist Niedersachsen eingeteilt?

Für die regionalen Qualitäts­konferenzen wurde Niedersachsen in drei Regionen unterteilt. Bei der Einteilung der Regionen wurde u. a. das Vorhandensein einer Universitätsklinik sowie eine ähnliche Verteilung zertifizierter Organkrebszentren und onkologischer Zentren berücksichtigt. Die Zuteilung der Landkreise und kreisfreien Städte zu der jeweiligen Region ist wie folgt:

Landkreise und kreisfreie Städte

Für Region 1:

Braunschweig, Gifhorn, Goslar, Göttingen, Helmstedt, Hildesheim, Northeim, Peine, Salzgitter, Wolfsburg, Holzminden, Wolfenbüttel

Für Region 2:

Region Hannover, Celle, Cuxhaven, Hameln-Pyrmont, Harburg, Heidekreis, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Nienburg, Osterholz, Rotenburg (Wümme), Schaumburg, Stade, Uelzen, Verden

Für Region 3:

Ammerland, Aurich, Cloppenburg, Delmenhorst, Diepholz, Emden, Emsland, Friesland, Grafschaft Bentheim, Leer, Oldenburg, Oldenburg Stadt, Osnabrück, Stadt Osnabrück, Vechta, Wesermarsch, Wilhelmshaven, Wittmund

Erste Erkenntnisse
aus den Qualitätskonferenzen zum Mammakarzinom

An den drei Qualitätskonferenzen zum Mammakarzinom nahmen insgesamt 46 Melderinnen und Melder teil, darunter 26 Ärztinnen und Ärzte aus dem stationären Bereich, zwölf niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, ein Pathologe, sechs medizinische Dokumentarinnen und Dokumentare sowie eine Case Managerin.

Valide Auswertungen sind nur auf Basis einer guten und verlässlichen Datenqualität möglich, so dass der Fokus der Qualitätskonferenzen zunächst auf der Datenanalyse zu Vollzähligkeit und Vollständigkeit liegt. Es zeigt sich, dass gemessen an den Referenzwerten des Robert Koch-Instituts die Daten zum invasiven Mammakarzinom für 2018 und 2019 bereits zu über 90 % übermittelt worden sind. Herausforderungen bestehen dann, wenn einzelne Therapien einer Behandlungskette in den Daten oder einzelne meldepflichtige Inhalte in der Meldung fehlen.

Bezogen auf 23.110 übermittelte Diagnosemeldungen zeigt sich, dass insbesondere die für die weiteren Therapieentscheidungen wichtigen Inhalte übermittelt werden. Jedoch verdeutlicht sich weiteres Potenzial bei den für die Stadieneinteilung wichtigen Angaben zu den Lymphknoten und Metastasen.

Für die regionalen Qualitätskonferenzen werden Therapiedaten ausgewertet, um das Versorgungsgeschehen und die Behandlungsqualität transparent abzubilden. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Qualitätskonferenzen sind leitlinienbasierte Qualitätsindikatoren, die anhand des verwendeten onkologischen Basisdatensatzes ADT und GEKID berechnet werden können.

Qualitätsindikatoren sind ein wesentliches Instrument zur Rückspiegelung des Versorgungsgeschehens an die Leistungserbringenden. Ziel ihres Einsatzes ist die stetige Verbesserung der Versorgung, indem die Ergebnisse der Versorgung dargestellt, kritisch reflektiert und wenn nötig verbessert werden. Die Diskussionen ausgewählter Qualitätsindikatoren mit den Teilnehmenden verdeutlicht, dass beispielsweise die Ergebnisse des QI 9 „Endokrine Therapie bei rezeptorpositivem Befund“ vermutlich eine noch nicht vollständige Übermittlung ambulanter Therapiemeldungen zu endokrinen Therapien zeigten. Folglich konnten nicht nur die Stärken, sondern auch die Schwachstellen im Datenbestand beleuchtet werden.

Perspektiven

Zukünftig sollen die Qualitätskonferenzen durch den Ausbau eines Benchmarkings eine direkte anonymisierte Plattform für den Austausch über Versorgungsunterschiede in den Einrichtungen bieten. Damit Darstellungen dieser Art sachlich und gerecht möglich sind, benötigt das KKN vollständige und qualitativ hochwertige Meldungen aus den onkologisch tätigen Praxen und Kliniken. Denn die Auswertungen können letztlich nur so gut und wissenschaftlich genau sein wie die zugrundeliegenden Daten.